Sichtweise


Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen & Meinungen, die wir von ihnen haben. (Epiktet)



In meiner eigenen Geschichte durfte ich diese Sichtweise auf teils sehr schmerzliche Art erlernen, aber das Leben selbst stupst uns immer wieder dorthin, wo wir eigentlich nicht gern hinsehen wollen. So viel Unschönes geschah, Ungewolltes, schier Unerträgliches – & lange Zeit war ich geneigt, mich selbst einfach nur zu bemitleiden. Ich empfand es als zutiefst ungerecht, derart viele Schwierigkeiten erleben & so viel Leid ertragen zu müssen. Das aber, was ich als so extrem negativ wahrnahm, war meine Wahrheit, in der ich mich hoffnungslos verloren hatte. Es war ein langer herausfordernder Weg, der mich nur schrittchenweise dazu ermutigte, das, was ich durch all diese Erfahrungen lernen & werden durfte, auch als ein Geschenk zu betrachten. Alles, was mir scheinbar so zufällig widerfuhr, hatte etwas mit mir zu tun & wies mich auf meine eigenen ganz konkreten Themen & Lernaufgaben hin. Was für ein Zynismus, mag man da denken, aber ohne den Schmerz, den Verzicht oder die scheinbare Ausweglosigkeit hätte ich mich nie auf neue Wege gemacht, Alteingefahrenes zu überdenken & gegebenenfalls zu verändern. Sie waren der Katalysator für mein eigenes Ent-wickeln, für mein Starkwerden & für die Heilung, wie ich sie heute im ganzheitlichen Sinne verstehe.

So war es mir mit der Zeit möglich, die Situationen selbst, an deren Inhalten sich ja objektiv erstmal nichts geändert hatte, mit anderen Augen zu betrachten. Das hat nichts mit naivem Schönreden einer hässlichen Sache zu tun sondern mit der Art & Weise, wie ich diese Sache wahrnehme, interpretiere, wenn überhaupt – neu bewerte & letztlich für mich nutze. Ein & die selbe Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet offenbart uns mitunter auch ganz unterschiedliche „Wahrheiten“.

Das, was du siehst, ist nicht die Wahrheit, es ist das, was du wahrnimmst.

Für unseren eigenen Lebensweg & Heilungsprozess bedeutet das nun folgendes: Befinden wir uns in einer als negativ empfundenen Situation, leiden wir etwa unter gesundheitlichen Beschwerden, erleben wir soziale, emotionale, finanzielle oder berufliche Einschnitte – schlicht: stecken wir in einer wie auch immer gearteten Krise, dann haben wir die Wahl, mit unserem gewohnten Blick darauf zu schauen & alles als unperfekt Empfundene unreflektiert zu verurteilen. Wechseln wir die Perspektive, also schauen wir auch hinter das Problem oder treten wir einen Schritt zur Seite & erlauben uns eine kontextbezogene Draufsicht mit etwas Abstand, dann zeigt sich uns möglicherweise ein ganz neues Bild dieser Situation. Die körperlichen Schmerzen, der emotionale Fausthieb, die berufliche Niederlage, die soziale Einsamkeit, der eheliche Betrug – all das existiert noch immer & verursacht mitunter Leid, ja. Doch genau in jenem Leiden, wenn wir es zulassen, annehmen & bewusst fühlen, versteckt sich oft eine wichtige Botschaft, eine große Möglichkeit, ein großartiges Potential.

Das große Geschenk, das uns Schwierigkeiten jeglicher Art immer auch überreichen, ist meist erst im Nachgang erkennbar. Bevor wir stärker werden oder Neues erfahren, müssen wir oft ungewohnte Wege gehen, Wege, die noch unberührt sind & durch deren Dickicht wir uns erst kämpfen müssen. Ins Weltall zu fliegen, um die Konstellationen der Gestirne zu studieren ist bei weitem herausfordernder als auf dem sprichwörtlichen Sofa zu sitzen & verwundert dem Mond beim Sich-Verwandeln zuzusehen. Das Ergebnis aber lohnt sich. & es wird leichter mit der Zeit, wenn wir uns diszipliniert darin üben. Wer es wagt, den Blick zu heben, wer es wagt, fernab ausgetretener Pfade ungewohntes Terrain zu begehen, der sieht meist zu Beginn noch nicht das Ziel, welches wahrscheinlich ein anderes sein wird als bisher erwartet wurde. Wer zum Perspektivenwechsel bereit ist & offen für neue Einsichten, der braucht Mut, Demut & Vertrauen & oft eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen.

Eine solche Ermutigung, vielfältige Impulse & auf dem nachfolgenden Weg die nötige Begleitung möchte ich Ihnen von Herzen gern anbieten. Wenn Sie den Weg zu mir gefunden haben, dann haben sie vermutlich Ihren Blick schon gehoben & sind zumindest offen für eine neue Wahrnehmung & einen neuen Umgang mit Ihrer Situation. Nichts von Ihren Problemen werde ich leicht nehmen oder beschönigen – ganz im Gegenteil. Gerade die unkonventionelle, reflektierte Auseinandersetzung, die sich vom herkömmlichen Umgang mit dem Unperfekten abhebt, nimmt ernst. & sie kann – hat man erst einmal den benefit verstanden & dann auch selbst heilsame Erfahrungen machen dürfen – süchtig machen 🙂